Mittwoch, 23. Mai 2012

Rezension - Hannes von Rita Falk

Titel: Hannes
Autorin: Rita Falk
Genre: Roman; Freundschaft; Leben
Reihe: Einzelband
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: dtv
Preis: 17,90 €



Klappentext:

Hannes und Uli, Freunde seit frühester Kindheit, rasen dahin auf dem Weg ins Leben. Bis zu diesem Unfall, der alles verändert. Hannes wird schwer verletzt und liegt im Koma. Uli glaubt fest daran, dass sein bester Freund ganz bald aus dem Koma erwachen wird. Er besucht ihn täglich im Krankenhaus, obwohl sein Zivildienst im »Vogelnest«, einem Heim für psychisch Kranke, ihm einiges abverlangt. Zwischen Hoffen und dem Gefühl eines großen Verlusts, verspürt Uli diesen Hunger nach Leben, nach Liebe und Sex und nach tiefer Freundschaft. Jeden Tag lässt Uli seinen Freund Hannes teilhaben an dem Alltag den Hannes selbst nicht erleben kann, immer begleitet von der Hoffnung auf eine winzige Regung, ein Blinzeln, ein Wort von ihm. Täglich schreibt Uli Hannes Briefe, damit all die Leerstellen gefüllt werden können, später, wenn Hannes wieder bei ihnen ist. Doch zwischendurch macht sich in Uli immer wieder ein unbändiger Zorn breit: auf die seelenlose Apparatemedizin und hilflos-arrogante Ärzte, auf Hannes‘ Eltern, die sich doch nur selber bemitleiden, und auf Hannes, der einfach so daliegt, ohne ein einziges Lebenszeichen ...

Meinung:

Wie ich schon sagte, schenkte mir dieses Buch meine Freundin zum Geburtstag, aber ich bekam es schon einen Tag vorher, weil ich Lesestoff für eine lange Fahrt nach Berlin brauchte, die den ganzen Tag lang dauern würde. Es war so unglaublich, dass ich es fertig hatte, noch bevor wir wieder zuhause waren!
Rita Falks Schriftstil fand ich toll. Uli schreibt für seinen besten Freund seit frühester Kindheit der im Koma liegt wegen einem schrecklichen Unfall, Briefe damit Hannes auch ja nichts von Ulis Leben verpasst und die Briefe lesen kann, wenn er wieder aus dem Koma erwacht und Gesund ist. Man könnte meinen, dass man selbst Hannes wäre und das gerade liest, denn es wurde ausschließlich in der Tagebuchform geschrieben was mal etwas völlig anderes ist. Da ich noch nie Bücher gelesen hatte, die so geschrieben wurden, war der Einstieg in den 1. paar Seiten etwas schwierig, aber man gewöhnt sich daran und später ist es für einen selbstverständlich, aus dieser Perspektive zu lesen.
"Ich will, dass es wieder aufwärtsgeht. Dass du endlich auf irgendetwas reagieren wirst. Und dass du wieder ein lebendiger Teil von meinem Leben bist, verdammt." (Seite 44)
 Am liebsten mochte ich die Stellen, in denen Uli über "das Vogelnest" schrieb, und was er dort für verrückte Sachen erlebte. Durch diese Stellen, kam man oft zum schmunzel oder gar zum Lachen.
Die Freundschaft der beiden ist so stark, dass Uli fast jeden Tag, zu Hannes an das Krankenhausbett kam, und manchmal sogar einen ganzen Tag dort verbrachte. Er massierte die blauen, kalten Hände von Hannes, las ihm täglich die Sportseiten vor oder erzählte was an dem Tag alles passiert war.
Das Buch wurde eigentlich nie langweilig, weil unwichtige Detail weggelassen wurden - wozu sollte Hannes auch erfahren, dass Uli sich morgens einen Kaffee machte oder was es bei ihm zu Essen gab?
Stellen in denen Uli über Gewisse Protagonisten erzählt wie zum Beispiel über die Walrika, Frau Stemmerle oder der "Dr Schnauzbart" saugte ich ihn mir auf. Den trockenen Humor den Rita Falk Uli zuschrieb, passte perfekt zu ihm und auch das war witzig.
"Ich hab das unglaublich gefunden: Da steht vor dir so 'ne dicke kleine Klosterfrau mit 'nem Riesenkreuz am Hals und pafft gemütlich ein Zigarettchen. Da fällt dir nix mehr ein." (Seite 14)
Ein paar Personen aus dem "Vogelnest" fand ich so amüsant, und sympatisch das ich sie jetzt noch ein wenige mehr beschreiben werde. (so viel Zeit muss sein!)
Wie die Walrika, die "das Vogelnest" leitet. Eine kleine, dicke Nonne die ihre Kutte niemals ablegt und unter der sie eine Menge vorzaubern kann, was so unpassend für eine Nonne ist die jeden Tag um 4 Uhr aufsteht um zu Beten, dass ich immer wieder Lachen musste. (Letztes Zitat) Nach jeder aufforderung sagt sie "in Gottes Namen".
Oder Frau Stemmerle, eine alte Patientin die schon seit zehn Jahren in dem Heim für psychisch instabile Personen lebt. Uli schrieb eine Bemerkung, dass sie eine innerliche Uhr hat, denn immer genau um 3 Uhr Nachts wacht sie auf.
"Die Frau Dr. Psycho-Redlich" (so nennt Ulli sie heimlich, weil die die Psychotherapeutin ist, die mit Nachnamen Redlich heißt) mit ihrem Parfüm "Wildrosenessig". Ich hatte immer so das Gefühl das Walrika auf sie Eifersüchtig ist, wegen Uli.
Fra Obermeier wird nur selten erwähnt, aber lustig fand ich sie trotzdem. Zum Beispiel als sie Uli in der Nacht fesselte und auslachte und am morgen dann zu ihm sagte das sie so viel Spaß schon lange nicht mehr hatte und sie ihn irgendwann nochmal fesseln will.
">> ... Denn so ist es doch, nicht wahr. Niemand könnte Sie trennen von ihm. Sie würden lieber eine ganze Klinik lahmlegen, als dass Sie jemand daran hindern könnte, zu ihm zu gehen, nicht wahr ...<<" (Seite 59)
Trotz allem ist es traurig. Uli hat immer die Hoffnung das Hannes wieder der alte wird und aus dem Koma erwachen wir und freut sich über jeden seiner Fortschritte, während die anderen Freunde der beiden, ja selbst Hannes Familie, ihn nicht mehr ihn diesen Zustand sehen können und die Besuche einschränken.
Deshalb kommen viele Konflikte auf, und ein riesiger krach entsteht zwischen den Freunden.
Das Ende ist ein einziges Auf und Ab der Gefühle, aber dazu erzähle ich lieber nichts, sonst ist es für die, die es noch nicht gelesen haben ja nicht mehr spannend oder so schön wie es tatsächlich ist.
Das Cover ist schlicht mit den grünen Kastanienblättern und genau deswegen ist es so auffallend. Ich hab mich gewundert, warum gerade Kastanienblätter? Wenn Uli Hannes im Krankenhaus besucht, setzt er sich manchmal auf das Fensterbrett und schaut raus. Und vor dem Fenster steht eine große Kastanie, die er stets anschaut. Deshalb die Blätter auf dem Cover.
"Wir werden dass schon hinkriegen, mein Freund. Schließlich haben wir jetzt nicht fast ein Jahr hart an deinen Unfallfolgen gearbeitet, damit dich zum Schluss eine dämliche Grippe hinwegrafft, oder?" (Seite 193)

Fazit:


Eine wundervolle Geschichte über Freundschaft die es so, selten im wahren Leben gibt.
Wahrhaftig wunderschön, traurig, und durch witzige Momente im "Vogelnest" gibt es doch noch was zum Lachen.

Absolut toll!


♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♪




1 Kommentar:

Haaaallöchen!
Schön das du mir einen Kommentar hinterlassen möchtest! Ich freue mich über jeden einzelnen und versuche so schnell es geht zu antworten! :)

Liebe Grüße
Jessi